The World of Referendums / Studienbericht des Zentrums für Demokratie Aarau

Der Bericht «World of Referendums: 2023 edition» zeigt, dass Abstimmungen in mehr als 70 Prozent der Länder weltweit durchgeführt werden. Häufigkeit und Themenvielfalt nehmen dabei zu. Die Schweiz stimmt weitaus mehr als andere Länder über Sachthemen und weniger über Staatsorganisation ab. Der Bericht basiert auf der «Referendum Database (RDB)», die mit einem grossen Datenkorpus Abstimmungen weltweit erfasst und vergleichbar macht.

 

Abstimmungen weltweit im Vergleich

Die erste Ausgabe des Berichts «The World of Referendums» liefert zusammengefasst die folgenden Erkenntnisse zu Abstimmungen auf der nationalen Ebene weltweit:

  • Direkte Demokratie wird nicht nur in der Schweiz praktiziert. Der Bericht verdeutlicht, dass Volksabstimmungen seit über einem Jahrhundert in weiten Teilen der Welt abgehalten werden. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem westeuropäische Länder, einige südamerikanische Länder sowie Australien und Neuseeland Referenden durchführten, kamen in den 1950er-Jahren afrikanische und in den 1990er-Jahren osteuropäische Länder hinzu.
  • Bis heute haben weltweit mehr als zwei Drittel aller Länder mindestens einen Abstimmungstermin abgehalten. Bürger:innen weltweit haben dabei auf nationaler Ebene seit 1790 über 3’000 Mal über Sachthemen abgestimmt. Häufigkeit und Vielfalt der Abstimmungsthemen nehmen laufend zu.
  • Zwar ist die Schweiz absolute Spitzenreiterin betreffend Anzahl Abstimmungen und Themenvielfalt. Trotzdem finden sich auf allen Kontinenten Länder, die Volksabstimmungen durchführen. Beispiele sind Ägypten, Neuseeland, Uruguay oder Irland.
  • Nicht alle Länder haben auf nationaler Ebene bereits Abstimmungen abgehalten. Dazu gehören auch bevölkerungsreiche Länder wie die Vereinigten Staaten, Angola, Indien, die Volksrepublik China, Japan, Indonesien oder Malaysia.
  • Nicht nur liberale Demokratien, sondern auch weniger demokratische Regimes bis hin zu Autokratien führen Abstimmungen durch. Diese betreffen jedoch zumeist die Organisation des Staates und nicht Sachthemen.

 

Die Schweiz stimmt vor allem über Sachthemen ab

Die Abstimmungsthemen in der Schweiz und in Liechtenstein unterscheiden sich stark von jenen im Rest der Welt. Während andere Länder die Bevölkerung meist zu Fragen der Staatsorganisation konsultieren (in untenstehender Grafik dunkel dargestellt), ist die thematische Bandbreite von Abstimmungen in der Schweiz und Liechtenstein weitaus grösser. So stimmen die Schweiz und Liechtenstein beispielsweise weniger über die Staatsorganisation ab, dafür mehr über sozialpolitische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen wie Altersvorsorge, Steuern und Klimapolitik.

 

Die Referendum Data Base (RDB)

Der Bericht «The World of Referendums: 2023 edition» basiert auf Daten der «Referendum Data Base (RDB)». Ein interdisziplinäres Team aus Jurist:innen und Politikwissenschaftler:innen am Zentrum für Demokratie Aarau bewirtschaftet die RDB und entwickelt sie laufend weiter. Die Datenbank beinhaltet wichtige Kennzahlen zu allen nationalen Referenden weltweit, sowie eine wachsende Anzahl subnationaler Referenden. Die zusätzlichen institutionellen Variablen zu den jeweiligen Staaten sowie interaktive Grafiken machen die RDB zu einem wertvollen Instrument für Forscher:innen und interessierte Bürger:innen. Die Datenbank wurde 1994 an der Universität Genf gegründet.

 

Bericht und Datensatz

Der Bericht und der Datensatz sind auf https://report.rdb.vote/ respektive https://c2d.ch/ abrufbar.

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